Auf und Ab in der Norditalienischen Tiefebene
Nach der Querung der Alpen führt uns unser Weg auf ein längeres flaches Stück durch die Norditalienische Tiefebene in Richtung Balkanhalbinsel. Seit dem Verlassen der letzten Ausläufer der Alpen nimmt der Verkehr stetig zu und wird auf den Hauptstrassen zwischen den von Industrie umgebenen Zentren wie Brescia, Verona, Vicenza, Padua und schliesslich Venedig unerträglich. Insbesondere die zahlreichen Lastwagen sowie teils schlechte Strassen, löchrige Beläge sind auch bei Italiens reichsten Städten keine Seltenheit, machen uns zu schaffen und es kommt immer wieder zu gefährlichen Überholmanövern. Wir versuchen so oft es geht auf Velowege auszuweichen. Die schönen und oft verkehrsarmen, historischen Altstädte entschädigen jedoch immer wieder aufs Neue für sämtliche Strapazen.
Mit Erreichen von Venedig beginnt für uns unser Abenteuer so richtig. Marco Polo, ursprünglich aus Dalmatien stammend, begann hier gegen Ende des 13. Jahrhunderts seine Reise nach China, welche ihn grösstenteils entlang der Seidenstrasse führte. Wir verlassen Venedig nicht wie Marco Polo über den Wasserweg, sondern wir nehmen wie bereits bei der Einfahrt in die Lagunenstadt den Weg über die Industriestadt Mestre. Diese, genauer gesagt dessen Industriegebiet Marghera, wurde einst errichtet um Venedig zu neuem Aufschwung zu verhelfen und droht nun selbst aufgrund massiver Umweltverschmutzung zum Untergang bzw. zum Verfall der historischen Bausubstanz beizutragen.
Entlang der Lagune von Venedig fahren wir in die äusserste im Nordosten von Italien gelegene Provinz Friaul-Julisch Venetien. Neben dem Italienischen wird hier auch deutsch, slowenisch und vor allem furlanisch gesprochen. Davon zeugen sämtliche zweisprachig angeschriebenen Orts- und Verkehrstafeln. Die Furlanische Sprache soll in letzter Zeit eine Renaissance erlebt haben und wird auch wieder vermehrt vom italienischen Staat gefördert. Die wechselvolle Geschichte dieser Region, welche sich in den drei Minderheitensprachen wiederspiegelt, wird spätestens mit Erreichen der Hafenstadt Triest spürbar. Ungarische, jugoslawische und vor allem österreichische Einflüsse sind erkennbar und man wähnt sich schon beinahe im Balkan, reichte doch die historische Region Julisch Venetien über Istrien, Rijeka bis nach Dalmatien.